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THERAPEUTISCHES FUTTER

Hilfreiche Informationen über den Nährstoffbedarf von Katzen und Hunden mit ernährungsbedingten Krankheiten.

Magen-Darm-Erkrankungen

Akute Gastroenteritis/Gastroenteropathie bei Hunden

Die akute Gastroenteritis bezeichnet das plötzliche Auftreten von Erbrechen und/oder Durchfall aufgrund einer Entzündung der Magen-Darm-Schleimhaut und ist ein häufiger Grund für die Vorstellung von Hunden in der Tierarztpraxis. Da eine Entzündung in der Regel vermutet, jedoch nicht durch eine Histopathologie bestätigt wird, ist der Begriff akute Gastroenteropathie angemessener.

Häufige Ursachen einer akuten Gastroenteropathie sind Infektionen mit Bakterien, Viren, Parasiten oder Protozoen, eine falsche Ernährung, die Aufnahme von Toxinen und eine akute Nahrungsmittelunverträglichkeit. Akutes Erbrechen und/oder Durchfall können auch als Folge von systemischen Erkrankungen wie Bauchspeicheldrüsen-, Leber- oder Nierenerkrankungen sowie von endokrinen und neurologischen Erkrankungen auftreten. Die klinischen Anzeichen bilden sich häufig spontan zurück, ohne dass eine Ursache festgestellt werden kann. In anderen Fällen kann eine symptomatische Behandlung ausreichen, wenn außerhalb des Magen-Darm-Trakts liegende Ursachen ausgeschlossen wurden.

Das Ernährungsmanagement von Hunden mit akuter Gastroenteropathie zielt darauf ab, ein Futter zu geben, das den Nährstoffbedarf des Hundes deckt, die Reizung der Magen-Darm-Schleimhaut reduziert, die normale Magen-Darm-Motilität unterstützt und das Risiko für gastroösophagealen Reflux verringert.

Symbol „blaugrüner Darm eines Hundes“

Kernbotschaften


  • Kurze Fastenzeiten (24─36 Stunden) sind bei Hunden mit akuter, nicht lebensbedrohlicher Gastroenteropathie angezeigt, um den Schweregrad und die Häufigkeit des Erbrechens zu verringern, das Risiko einer Aspirationspneumonie zu reduzieren, weitere Flüssigkeitsverluste zu minimieren und das Unwohlsein zu verringern.
  • Längeres Fasten (d. h. > 48 Stunden) sollte vermieden werden, da es zu einer Atrophie der Darmschleimhaut, einer verzögerten Wiederherstellung der Darmfunktion und zur Entwicklung von Mangelernährung oder Problemen wie Dysbiose beitragen kann.
    • Die frühe enterale Fütterung (das Füttern, während der Durchfall noch besteht) hat sich in Studien über akuten Durchfall bei mehreren Tierarten als hilfreich erwiesen, um die Darmintegrität zu erhalten.
    • Ein anfängliches Fütterungsziel von 25 bis 33 % des Grundumsatzes, verteilt auf 3 bis 6 Mahlzeiten pro Tag, kann zur Erholung der Darmschleimhaut beitragen.
    • Wenn sich der Durchfall infolge der Fütterung verschlimmert, was gelegentlich bei osmotischem Durchfall der Fall sein kann, sollte die Fütterung eingestellt werden.
  • Wasser ist der wichtigste Nährstoff für Hunde mit akuter Gastroenteropathie, da bei übermäßigen Flüssigkeits- und Elektrolytverlusten die Gefahr einer lebensbedrohlichen Dehydrierung besteht. 
    • Hunde mit leichtem Flüssigkeitsmangel und ohne Erbrechen können mittels oraler Wasserzufuhr behandelt werden. Bei mittelschwerer bis schwerer Dehydrierung sollte ein intravenöser Flüssigkeits- und Elektrolytersatz erfolgen.
    • Bei nachlassendem Erbrechen können jeweils in Abständen von einigen Stunden kleine Mengen Wasser oder Eiswürfel angeboten werden.
    • Sobald das Wasser vertragen wird, kann das Futter schrittweise in kleinen Mengen verabreicht werden, um unerwünschte Magen-Darm-Reaktionen zu minimieren und die Nahrungsaufnahme zu erhöhen.
  • Die gewählte Nahrung sollte gut verdaulich sein, da die normale Verdauung und Aufnahme von Nährstoffen häufig beeinträchtigt ist. Geeignet ist eine hochverdauliche Nahrung mit einem niedrigen bis mäßigen Fettgehalt.
    • Die häufige Einnahme von kleinen Mahlzeiten (3 bis 6 Mahlzeiten pro Tag) kann die Magenüberdehnung minimieren, die Magensäuresekretion reduzieren und die Magenentleerung fördern. Außerdem vermindert sie unerwünschte Magen-Darm-Reaktionen (z. B. Erbrechen oder Durchfall) und verbessert die Nährstoffaufnahme.
    • Nassfutter oder Trockenfutter mit zugesetztem warmem Wasser können durch ihren erhöhten Feuchtigkeitsgehalt Flüssigkeitsverluste ausgleichen und gleichzeitig die Schmackhaftigkeit verbessern.
    • Sobald der Hund kleine Futtermengen ohne Erbrechen oder Durchfall aufnimmt, kann die Futtermenge über mehrere Tage hinweg erhöht und die Fütterungshäufigkeit verringert werden, bis das Tier sein normales Fressverhalten wieder aufgenommen hat. 
    • Wenn das zugrundeliegende Problem behoben ist, kann eine schrittweise Umstellung auf eine normale Ernährung über einen Zeitraum von 5 bis 7 Tagen erfolgen.
Gesprächsstarter

„Erbrechen oder Durchfall können für Sie und Ihren Hund unangenehm und beunruhigend sein. Wir möchten, dass es Ihrem Tier so schnell wie möglich besser geht. Auch nach Abklingen der Symptome benötigt der Magen-Darm-Trakt Ihres Hundes möglicherweise noch eine gewisse Zeit, um zu heilen. Die Fütterung einer speziellen Diät während der Genesungsphase kann dazu beitragen, dass sich Ihr Hund so schnell wie möglich wieder erholt. Danach können wir den Übergang zu einer normalen Ernährung planen.“

Zum Teilen mit dem Tierhalter:

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Weitere Informationsmaterialien

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Chandler, M. (2013). Dietary management of gastrointestinal disease. Kompendium: Continuing Education for Veterinarians, 35(6), E1–E3.

Davenport, D. J. und Remillard, R. L. (2010). Acute gastroenteritis and enteritis. In M. S. Hand, C. D. Thatcher, R. L. Remillard, P. Roudebush und B. J. Novotny (Hrsg.), Small animal clinical nutrition (5th ed., pp. 1053–1063). Mark Morris Institute.

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